Im Portrait Pater Dr. Georg Fischer OT
1972 geboren, 1991 Abitur und Eintritt in den Deutschen Orden, 1996 Priesterweihe. Pater Georg Fischer war bei seiner Weihe gerade einmal 24 Jahre alt und damit der jüngste Priester Deutschlands. Ein sportlicher Sprint, der ihn aber nicht aus der Puste gebracht hat. Denn der einmal gewählte Weg erwies sich als der richtige und die Seelsorge als die Aufgabe, der er bis heute mit Begeisterung nachkommt.
Ich wusste bereits sehr früh, dass ich Priester werden wollte. Schon mit 16, 17 Jahren war ich mir da sicher. Wie es der Zufall wollte, lernte ich im Frühjahr 1990 beim Katholikentag in Berlin den Deutschen Orden kennen. Dort wurde ich dem damaligen Prior vorgestellt und erhielt eine Einladung nach Frankfurt, dem früheren Hauptsitz des Priorates. Ich war mehrere Male dort und es hat mir sehr gefallen. Das war eigentlich erstaunlich, denn zunächst wollte ich „ein ganz normaler Priester“ werden und keiner Ordensgemeinschaft beitreten. Ordensgemeinschaften konzentrieren sich meist sehr spezifisch auf ein Gebiet. Nehmen Sie nur die Salesianer, die stark in Bildung und Erziehung tätig sind oder die Steyler Missionspriester, die – wie der Name schon sagt – in die Mission gehen. Beides schwebte mir nicht vor. In Frankfurt erlebte ich dann das Gemeinschaftsleben im Deutschen Orden. Es war einerseits nicht klösterlich, verfolgte andererseits aber auch ein bestimmtes Ziel: Priester wurden in der Pfarrseelsorge eingesetzt. Das hat mich sehr angesprochen.
Ja, gewiss. Über Jahrhunderte hinweg wurde das Helfen und Heilen vom Deutschen Orden getragen. Das ist sehr beeindruckend! Begonnen hat es mit dem Feldspital bei Akkon während des 3. Kreuzzuges, es folgten die Herbergen und Hospize des Mittelalters bis hin zu den Feldlazaretten im 1. Weltkrieg. Es begann mit einem ganz starken Ursprungscharisma, das den Orden bis heute begleitet. Auch die Vielfältigkeit des Ordens und die Fähigkeit, unter widrigen äußeren Umständen zu überleben, begeisterte mich von Beginn an.
In der Seelsorge des Deutschen Ordens arbeite ich seit 2016. In meine Zuständigkeit fallen vier Häuser in der Soziotherapie, zwei Rehabilitations- Einrichtungen und ein Altenheim. Einmal im Monat bin ich in jeder Einrichtung zu Besuch, bei Bedarf aber auch öfter.
Am meisten liebe ich die Herzlichkeit der Menschen. Ich habe sogar manchmal den Eindruck, dass ich als Mitarbeiter in der Seelsorge mehr zurückbekomme, als ich gegeben habe.
Den Paaren, die bei mir heiraten wollen, sage ich immer: „Wenn euer Partner abends nach Hause kommt, dann soll er sich freuen, von euch angelächelt zu werden. Das muss euch gelingen.“ Genau das passiert mir praktisch jedes Mal, wenn ich meine Häuser besuche. Oft kommen dann einzelne Bewohnerinnen und Bewohner lächelnd auf mich zu und sagen: „Ach, Pater Georg, schön, dass Sie da sind!“. Das macht mich sehr glücklich und zaubert auch mir ein Lächeln ins Gesicht! Noch bevor ich etwas getan habe, bekomme ich schon eine Belohnung. Ein großes Glück.
Das ist eine schwere Frage. Es gibt so viele tolle Momente in meiner Arbeit.
Im Grunde genommen sind das immer die Augenblicke, in denen mir klar signalisiert wird, dass die Mitarbeiter und Bewohner, also Menschen, mit denen ich arbeite, mich brauchen!
Insbesondere jetzt in der Corona Zeit ist dieses Bedürfnis noch sehr viel größer. Das Wissen, dass man gebraucht wird, ist ein menschliches Grundbedürfnis! Und als Mitarbeiter in der Seelsorge erfahre ich das jeden Tag aufs Neue.
Wir schaffen es, Sinnsuchende und Sinnstiftende zusammenzuführen. Zu uns kommen Behinderte, Suchtkranke, alte Menschen oder junge Menschen, die sich in unterschiedlichen, oft schwierigen Phasen ihres Lebens befinden. Ich selbst habe sehr großen Respekt vor jedem, der sich bei uns in eine Behandlung begibt und damit eingesteht, dass er Hilfe braucht. Dadurch, dass sie zu uns kommen, vermitteln sie uns, und damit meine ich den gesamten Mitarbeiterstab, dass es einen Sinn hinter allem gibt, den man finden oder wieder neu finden kann. Dieses „Wir wollen zusammen sein, weil wir in unserer Arbeit, in unserem Leben Sinn sehen oder weil wir Sinn wieder neu vermittelt bekommen“, macht die Ordenswerke zu etwas ganz Besonderem.
Das Schöne ist, dass wir nicht nur ein sozialcaritativer Träger sind, sondern eine Ordensgemeinschaft, die am Wort Gottes ausgerichtet ist, an der katholischen Tradition, an der Lehre der Kirche, an einem Ort, an welchem all jenes verkündet und gelebt wird. Das zeichnet meiner Meinung nach die Ordenswerke des Deutschen Ordens aus!
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben!
Das Interview führte Maren Ruhstorfer